Vom Ideenparadies zur Provinz des Menschen. Kurze Geschichte des Aphorismus
"Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?"
Georg Christoph Lichtenberg
"Die Sprache ist die Mutter, nicht die Magd des Gedankens."
Karl Kraus
Mit „Aphorismus“ oder „Aphoristik“ wird in der Literaturwissenschaft eher das Problem einer Gattungsbestimmung benannt als eine bestimmte literarische Gattung selber. Den formtheoretischen Schwierigkeiten der Forschung, die gleichwohl am überlieferten, "gemeinsamen Rahmenbegriff des Aphorismus" - so beispielhaft Gerhard Neumann in der "Einleitung" zu seiner Dokumentation der Forschungsgeschichte (Neumann WdF 1976, S.1) - festhält, steht heute komplementär im Kontrast ein Reichtum vielfältigster Formen von Kurzprosa gegenüber, die von literarischen Aufzeichnungen über Tagebuchnotizen und Graffiti bis zu trivialen Alltags- und Werbesprüchen reichen, in denen Spaßkultur und kommerzielle Absicht, Witz und Nonsens miteinander kokettieren. Der Ausschluß trivialer Produktionen und die Beschränkung auf literarische Aphoristik, d.h. auf "anspruchsvolle" Kurz-, Klein- und Minimalprosa, können den Gegenstandsbereich begrenzen, nicht aber schon das Problem der Gattungsbestimmung lösen helfen. Bequemer haben es Literaturwissenschaft und Formtheorie vergleichsweise mit dem Epigramm, das genauen, aus der Antike abgeleiteten Gattungsnormen verpflichtet bleibt: Vers und Metrum, meist im elegischen Distichon, oft nur mit 2 Zeilen, die unter einem Titel folgen, bestimmen es als kurzes Sinngedicht, das sich in der modernen Literatur jedoch nur noch vereinzelt findet. Hinter den karnevalistischen Kehraus des Dadaismus mit seiner Unsinnspoesie führt kaum ein Weg zurück. Wenn Sprachkritiker und Sprachvirtuosen des 20.Jahrhunderts den Rückgriff auf das Epigramm wagen, dann zumeist in ironischer und parodistischer Absicht. Zu nennen sind Karl Kraus, Erich Kästner, Bert Brecht, der 1941 in einem Nachruf, welcher eine epigrammatische Grabschrift fingiert, auf das objektiv ironische Verhältnis von melancholisch-elegischer Schönheit und praktisch-politischer Brauchbarkeit im antifaschistischen Widerstand zielte:
"An Walter Benjamin, der sich auf der Flucht vor Hitler entleibte
Ermattungstaktik war's, was dir behagte
Am Schachtisch sitzend in des Birnbaums Schatten
Der Feind, der dich von deinen Büchern jagte
Läßt sich von unsereinem nicht ermatten."
(Brecht, S.331)
Gegenüber dem poetischen Klassizismus epigrammatischer Inschriften und Sprüche in Versen zeigt aphoristische Kurzprosa vor allem formale Offenheit bei gleichzeitiger Unzertrennlichkeit von Form und Inhalt, Sprache und Gedanke. Einerseits hat man den Aphorismus "die am meisten über sich selbst reflektierende literarische Gattung" (Stern, S.262) nennen können, andererseits in ihm einen "Einfall", einen "Gedankenblitz", nämlich "die Sprachwerdung einer plötzlichen intuitiven Einsicht" (Mautner, S.404) erkennen wollen.
"Sprachkürze gibt Denkweite." (Jean Paul I, 12, S.401)
Jean Pauls "Satz", der apodiktisch, d.h. sprunghaft in einem Nu, an sich Entferntes in die nächste Nähe des Paradoxons setzt, mag zum emblematischen Erkennungszeichen der innovationsfreudigen Kurzprosaform taugen. Die Paarung von neugierigem Erfindungsreichtum und selbstkritischer Zweifelsucht, die dem Aphorismus auf engstem Raum gelingt, legt komplementär im Kontrast eine stille Geistesverwandtschaft mit den "modernen" Großformen von Essay und Roman nahe. Nicht zufällig finden sich Aphorismengruppen in Goethes Kunstroman Wahlverwandtschaften, die dort als Auszüge "aus Ottiliens Tagebuche" erscheinen. Neuzeitliches Vorstellungsmodell einer solchen Nachbarschaft des Entfernten ist die Analogie und wechselseitige Spiegelung von Mikrokosmos und Makrokosmos. Diese Konstellation der Extreme ist auch Robert Musil, dem Autor des epochalen Romans Der Mann ohne Eigenschaften, nicht entgangen. In einem Aphorismus über Aphorismen zielt er auf die paradoxe Verschränkung von Kleinem und Großem bei der Produktion ab:
"Aphorismen schreiben sollte nur einer, der große Zusammenhänge vor sich sieht." (Musil, S.423)
Für die Aphorismus-Forschung indes gilt: Ein kunstphilosophischer Idealismus des Schöpfertums und ein lebensphilosophischer Psychologismus der Autorschaft trüben noch immer die Aufklärung der Fragen über Herkunft und Entstehung. Nicht voyeuristische Blicke in die Geheimnisse der Schreibwerkstatt sondern rezeptionsästhetische Fragestellungen scheinen geeignet, zuverlässigen Aufschluß über aphoristisches Schreiben, insbesondere im 20.Jahrhundert, zu liefern. Inspiriert durch formalistische und strukturalistische Literaturtheorien, die dem Verhältnis von Norm und Abweichung besondere Aufmerksamkeit widmen, hat Harald Fricke zuerst versucht, die produktionsästhetischen Aporien der herkömmlichen germanistischen Gattungstheorien von Franz H. Mautner, Wilhelm Grenzmann, Paul Requadt, Gerhard Fieguth bis Gerhard Neumann weniger zu lösen als vielmehr zu umgehen. Zwar hatte gerade letzterer aus der für den Aphorismus typischen "Darstellung des Konflikts zwischen dem Einzelnen, Beobachteten, Bemerkten, sinnlich Aufgenommenen einerseits und seiner Aufhebung im Allgemeinen, Merksatzhaften, Reflektierten, durch den Geist Abstrahierten andererseits" (Neumann WdF 1976, S.5) bereits auf einen gattungsspezifischen Einbezug des Lesers in den Prozeß dieser unauflöslichen Auseinandersetzung zwischen individueller Erfahrung und Denksystem geschlossen. Was Neumann im Blick auf die Literaturgeschichte des Aphorismus als gattungstheoretischen Fluchtpunkt postuliert, dient Fricke zum synchronischen Ausgangspunkt. Aus dem spezifischen Zusammenspiel von Text, "kotextueller Isolation" und kommunikativem Kontext gewinnt er eine minimale Gattungsdefinition, die cum grano salis dem literarischen Aphorismus einschließlich auch der vielfältigen Formen von Minimalprosa im 20.Jahrhundert gerecht zu werden verspricht:
"Ein Aphorismus ist ein kotextuell isoliertes Element einer Kette von schriftlichen Sachprosatexten, das in einem verweisungsfähigen Einzelsatz bzw. in konziser Weise formuliert oder auch sprachlich bzw. sachlich pointiert ist." (Fricke, S.18)
Im Anschluß an Fricke lassen sich bestimmte Rezeptionserwartungen des heutigen Lesers von aphoristischer Kurzprosa als textsortenspezifische Grundzüge benennen: Überspitzung, Aussparung, Überraschung, Verrätselung erscheinen als charakteristische Wirkungsstrategien, Antithese, Parallelismus, Chiasmus, Zeugma, Paradoxon, Ellipse, Wortspiel als rekurrente rhetorische Stilfiguren bzw. Denkfiguren, die vom gedanklichen Einfall bis zu seiner sprachlichen Klärung zusammen zur größtmöglichen Prägnanz von Beobachtung, Introspektion, Gedanke und Urteil beitragen. Hinter ihnen ist noch immer das rhetorische System der verschiedenen "fontes" auszumachen: Gegensatz (fons contrariorum), widersprüchliche Prädikation (fons alienorum), Vergleich (fons comparatorum), spielerische Allegorik (fons allusionum). Indem diese rhetorischen Stil- und Denkfiguren je ungeahnte Verbindungen und Verweisungen der Sprache wie der Sache nach anbahnen, wehren sie zugleich die übliche Frage nach Wahrheit und Falschheit ab, der sich jeder nichtfiktionale bzw. expositorische Prosasatz als propositioneller Aussagesatz nach den Regeln der formalen Logik zu stellen hätte: Ein Aphorismus provoziert Evidenz beim Lesen, er leuchtet ein - oder eben nicht; widerlegt werden kann er kaum. Zwei Aphorismen aus der Sammlung Sprüche und Widersprüche (zuerst 1909) von Karl Kraus, dem vielleicht produktivsten deutschen Aphoristiker des 20.Jahrhunderts, thematisieren selbstreflexiv das gattungsspezifische Verhältnis des aphoristischen Schreibens zur "Wahrheit":
"Ein Aphorismus braucht nicht wahr zu sein, aber er soll die Wahrheit überflügeln. Er muß mit einem Satz über sie hinauskommen." (Kraus Bd.8, S.117)
"Der Aphorismus deckt sich nie mit der Wahrheit; er ist entweder eine halbe Wahrheit oder anderthalb." (Ebd, S. 161)
Über die Bestätigung hinaus, daß der Aphorismus immer wieder neu die eigenen Voraussetzungen und Möglichkeiten befragt, können unsere Zitate von Karl Kraus zeigen: Ein Aphorismus begegnet dem Leser im gedruckten Buch selten allein. Gerade das Funktionsprinzip der "kotextuellen Isolation" verlangt paradoxerweise vom Aphoristiker die pluralistische Darstellung in Gruppen und Abteilungen. Der einzelne Kurzprosatext erscheint als einzelner erst richtig in der Sammlung von seinesgleichen unter seinesgleichen: nämlich im isolierenden Abstand von ihnen, der ihn als Buchstabenkörper auf der Weiße des Papiers für den Leser nachgerade erst vereinzelt. Mag der vereinzelne Aphorismus, jeder für sich und gegen alle anderen, noch so sehr auf seine aristokratische Herkunft pochen und in vornehmer Absonderung daherkommen, seine demokratische Buch-Existenz innerhalb von Gruppen und Abteilungen kann er unter seinesgleichen nicht verbergen: Alle sind gleich ihm vereinzelte Einzelne. Im 20.Jahrhundert konkurrieren reine Aphorismen-Sammlungen auf dem durch formsemantische Vorschriften weniger denn durch intellektuelle Moden geregelten Lesemarkt mit Mischformen experimenteller Buchtypen, in denen Aphorismen mit variablen Formen von Kurzprosa abwechseln: Aperçus, Thesen, Reiseskizzen, Denkbilder, Zitatcollagen, Essaytorsi, Traumnotate, Phantasiefragmente.
Gerhard Neumanns Untersuchungen zur Aphoristik von Lichtenberg, Novalis, Friedrich Schlegel und Goethe, die unter dem glücklichen Titel Ideenparadiese gewiß den gewichtigsten Beitrag zur historischen Forschung in Deutschland darstellen, haben auch gezeigt, daß "Wort- und Gattungsgeschichte oft unabhängig voneinander verlaufen" (Neumann 1976, S.18). Gerade zu den Blütezeiten dieser literarischen Konfliktform zwischen konkreter Lebens- bzw. Erkenntnissituation und abstrahierender Reflexion kommt der Gattungsname in der Tat kaum vor: weder bei den französischen Moralisten des 17.Jahrhunderts noch auch bei den deutschen Spätaufklärern, Idealisten und Romantikern der Goethezeit. Bei La Rochefoucauld, La Bruyère, Pascal und noch im 18.Jahrhundert bei Chamfort, Vauvenargues, Joubert ist vor allem von "réflexions", "sentences", "maximes", "pensées" die Rede, während sich um 1800 in Deutschland neben den übersetzten französischen Vorbildern (Reflexionen, Sentenzen, Maximen, Gedanken) Benennungen unterschiedlichster Art finden: u.a. bei Jean Paul "Bausteine", "Bemerkungen", "Noten", "Einfälle", "Blitze", "Launen", "Fingerzeige", bei Hamann "Brocken" und "Grillen", bei den Brüdern Schlegel und Novalis "Fragmente", "Ideen", "Blütenstaub", bei Klinger "Betrachtungen", bei Seume "Apokryphen", bei Lichtenberg "Pfennigs Wahrheiten".
Erst mit Arthur Schopenhauers Aphorismen zur Lebensweisheit (zuerst 1851 im Rahmen der Parerga und Paralipomena), die als stoische Anweisungen zum glücklichen Leben in einer unheilvollen, bürgerlichen Welt berühmt wurden, gehen das neuzeitliche Gattungsphänomen und der antike Gattungsname im literarischen Bildungsbürgertum eine feste Verbindung ein. Gattungstheoretisch jedoch könnte eher von "Sprichwortessays" (Fricke, S.43) in der humanistischen Erasmus-Tradition gesprochen werden, zudem nehmen Schopenhauers Aphorismen explizit Bezug auf das von ihm selbst übersetzte Weltklugheitsbuch Oráculo manual y arte de prudencia (1647) von Baltasar Gracián. Seit der Antike war der Gattungsname durch die "Aphorismoi" des Hippokrates gebunden: medizinische Lehrsätze und Gesundheitsregeln, die allgemeine Merksätze mit Symptombeschreibungen verbanden und bis ins 18.Jahrhundert hinein zahlreiche Nachahmer fanden. Durch Übertragung vom medizinischen auf den politischen Bereich, d.h. vom Menschenleib auf den Staatskörper, vollzieht sich in humanistischen Tacitus-Kommentaren zuerst der Übergang von der antiken zur neuzeitlichen Wortbedeutung: In Italien und in Spanien bis hin zu Gracián entwickelt sich daraus eine politische Aphoristik, die beträchtliche Anleihen bei den stoischen Klugheitslehren (Seneca, Marcus Aurelius) tätigt. Zu unterscheiden von dieser medizinischen und politischen Aphoristik sind indes humanistische Apophthegmata-Sammlungen, die von Plutarch ausgehend bei Erasmus und Francis Bacon die Erzählung anekdotischer Situationen mit den generalisierenden "Sprüchen" historischer Berühmtheiten und ihrer Kommentierung kombinierten.
"La bonne grâce est au corps ce que le bon sens est à l'esprit." (La Rochefoucauld, S.34)
1665 erscheinen in Paris die Réflexions ou sentences et maximes morales des aristokratischen Frondeurs La Rochefoucauld. Für die französische Moralistik und damit den Beginn des im engeren Sachverständnis literarischen Aphorismus ist die empirische und erfahrungswissenschaftliche Erweiterung der Wissensgebiete über die Medizin, die Politik und die historische Anekdoten- und Spruchgelehrsamkeit hinaus auf die Beobachtungsfelder von Psychologie und Gesellschaft von entscheidender Bedeutung. Montaigne hatte sich in seinen Essais über stoische Weltklugheitslehren hinaus schon probeweise zum eigenen Gegenstand gemacht und damit einen bestimmenden Zug der weiteren Neuzeit angedeutet: "die Faktizität des Ichs als literarisches Ereignis" (Schärf, S.10), das sich in der Schrift konstituiert. Francis Bacons Rechtfertigung des Experiments im Novum Organum hatte schon den Grundriß einer neuzeitlichen "scientia experimentalis" geliefert, die durch methodisch geordnete Versuchsreihen die natürlichen Phänomene sowohl in ihrer sinnlichen Faktizität zu erfassen als auch in einer offenen Vernunft-Ordnung anzusiedeln strebte. La Rochefoucaulds moralistische Entdeckungen in den Maximes treten mit dem kritischen Gestus der Entlarvung auf: Nicht nur ist menschliches Reden und Handeln durch Eigenliebe und Selbstsucht ("l'amour-propre") bestimmt, auch die scheinbar selbstlosen Tugenden sind maskierte Erscheinungsformen des Egoismus.
"Nous aurions souvent honte de nos plus belles actions, si le monde voyait tous les motifs qui les produisent." (La Rochefoucauld, S.140)
Unschwer ist die Herkunft der Maximes aus der galanten Konversation bei Hof und im Salon zu erkennen, schwieriger schon, das problematische, ja widersprüchliche Verhältnis von mündlicher und schriftlicher Sprache dabei zu erfassen. La Rochefoucaulds Maximen und Reflexionen sind nicht in witzige Unterhaltungen eingelassen, vielmehr sprechen aus ihnen Kühle und Distanz, die nicht im Leben, sondern auf dem Papier, in der Schrift und Literatur, ihren Sitz haben. Sie sind nicht mit gesprochenen Aperçus und Bonmots, mit siegreich in der guten Gesellschaft parlierten Sprüchen zu verwechseln. Vielmehr sind sie aus den realen Mängeln der Konversation entstanden, die ihr Autor in der einsamen Niederschrift eines idealen Gesprächs - mit dem einsamen Leser - aufheben wollte, das anstatt aus hohlem Geschwätz und "bagatelles bien dites" nur aus wahren Sätzen und geschliffenen Worten bestehen sollte. Versteckte Melancholie versäumter Gelegenheiten spricht aus solchen Maximen und Reflexionen auch deshalb, weil sie sich trotz kritischer Opposition und formaler Perfektion - post festum der geselligen Tafel eben nur auf dem Papier - als am falschen Ort zur falschen Zeit bekennen müssen.
"Die Menschen haben immer Witz genug, wenn sie nur keinen haben wollen." (Lichtenberg, G 28)
Nicht nur Frankreich, auch Italien, Spanien und England gehen Deutschland bei der aphoristischen Erkundung neuzeitlicher Subjektivität und Empirie voraus. Erst mit Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) und seinen Sudelbüchern beginnt die Gattungsgeschichte des literarischen Aphorismus in Deutschland. Es ist die Zeit der deutschen Spätaufklärung, die durch Kants erkenntniskritische Transzendentalphilosophie der Vernunft erhellt wird. Lichtenbergs scheinbare Gelegenheitsnotizen, regelmäßig und akribisch durch gut drei Jahrzehnte hindurch aufgezeichnet, verbürgerlichen die aristokratische Aphoristik, indem sie ihre Einbürgerung ins aufgeklärte deutsche Universitäts- und Literatenmilieu betreiben. Diese Aphorismen wirken vielleicht deshalb so aufrichtig noch auf den heutigen Leser, weil sie zu Lebzeiten weder an Leser gerichtet noch als Ersatz für versäumte Konversation bei Hof oder im Salon erfunden scheinen. Erst nach dem Tode ihres Autors wurden sie in einer Auswahl bekannt gemacht, annähernd vollständig erst im 20.Jahrhundert veröffentlicht. Nicht der französische Höfling und Salonliterat, sondern der englische Sonderling à la Laurence Sterne scheint Lichtenberg verwandt, wenn der deutsche Provinzler im stillen Alleinbesitz der besseren Einsicht wie von fern auf das gesellige Treiben der närrischen Welt blickt. "Ein rechtes Sonntagskind in Einfällen" (Lichtenberg, D 177) zeigt der Göttinger Experimentalphysik-Professor sich zugleich als scharfer Beobachter von Wissenschaft, Literatur und Leben seiner Zeit. Nichts scheint so bedeutungslos, daß es nicht Aufmerksamkeit als Phänomen um seiner selbst willen verdiente. Als Aphoristiker weiß Lichtenberg:
"Die Neigung der Menschen, kleine Dinge für wichtig zu halten, hat sehr viel Großes hervorgebracht." (Lichtenberg, G 234)
Im Gegensatz zu Lichtenberg sind die frühromantischen Aphorismen von Friedrich Schlegel und Novalis nicht monologisch räsonnierend, sondern entschieden auf ein kommendes Publikum hin geschrieben. Ihre "Fragmente" und "Ideen" haben Teil an dem Versuch, sich auf dem werdenden literarischen Markt mit eigenen, unverwechselbaren Formen als junge literarische Generation durchzusetzen. "The University: Model of the Mind" (Ziolkowski, S.218-308) - aus der universitären Geselligkeit der "modernen" Literatengruppe entstanden, ist diese zugleich Inhalt und Ziel. So zeichnet sich ihre Aphoristik durch fingierte Nähe zur dialogischen Mündlichkeit und ironische Selbstbezüglichkeit auf das reine Geistesleben aus, das ein neues Zeitalter der Bildung verspricht. Von Friedrich Schlegel lesen wir im Athenaeum (1798):
"Witzige Einfälle sind die Sprüchwörter der gebildeten Menschen." (Athenaeum I, S.186)
Die germanistische Volkskunde hat uns gelehrt: "Sprüchwörter" bzw. Sprichwörter, die als festgeprägter Satz zugleich allgemeine Einsicht und besonderen Rat zu bestimmten Lebenslagen anbieten, sind anonyme Schöpfungen, die sich volkstümlicher Tradition verdanken, mag diese unter modernen Lebens- und Wissensbedingungen auch kaum mehr anders denn als Folklore überleben. Der romantische Aphorismus verhält sich zum Sprichwort wie das Kunstlied zum Volkslied, das Kunstmärchen zum Volksmärchen. Wie naturwüchsige Traditionen insgesamt im geschichtsphilosophischen Sinne der Frühromantiker durch "progressive Universalpoesie", durch Kunst und Bildung überflügelt werden sollten, so die anonymen Schöpfungen der "Sprüchwörter" durch die romantische Autorschaft, die "witzige Einfälle" für die junge literarische Generation und die künftige Gemeinschaft der "gebildeten Menschen" hervorbringt. Auch die "Werke der Alten" gehören für die Autoren des Athenaeum zur Tradition, die "Fragment" geworden und deshalb durch neue "Fragmente" und deren gesteigertes Form- und Kunstbewußtsein zu überholen ist:
"Viele Werke der Alten sind Fragmente geworden. Viele Werke der Neuern sind es gleich bey der Entstehung." (Athenaeum I, S.185)
Für Gerhard Neumann kommt in der Goethezeit der erkenntniskritische Konflikt von konkreter Situation und abstrakter Reflexion, von Erfahrung und Denksystem, der den Aphorismus als neuzeitliche Gattung insgesamt auszeichnet, auf selbstreflexive Weise zum - schriftlichen - Austrag. Lichtenbergs Sudelbücher und Goethes Maximen und Reflexionen, die meistzitierte deutsche Sammlung überhaupt, Novalis' und Friedrich Schlegels "Fragmente" und "Ideen" im Athenaeum liefern die herausragenden Beispiele. Neumanns enzyklopädisch ambitionierte Untersuchung interpretiert diese Aphoristik als Versuch, "dem neuen, differenzierten, sich über Jahrhunderte hin allmählich ausbildenden Weltverständnis gerecht zu werden, das durch die beiden kopernikanischen Wenden der Welt- und Icherkenntnis eingeleitet, aber sicher nicht einseitig kausal begründet wird" (Neumann 1976, S.42). Die gattungsgeschichtliche Alternative zur aristokratischen Moralistik, welche die "transzendentale Moralistik" (Ebd, S.737) des verbürgerlichten und romantisch literarisierten Aphorismus der Goethezeit darstellt, kann formtheoretisch auch als erkenntniskritische Selbstreflexion der Gattung verstanden werden: Aphoristisches Schreiben führt nicht, wie bei den humanistischen Weltklugheitslehrern sowie den französischen Moralisten und ihren Nachfolgern, zum stoischen Rückzug des noblen Individuums aus den Krisen der Zeit und dem Geschwätz der Gesellschaft, sondern wird als erkenntniskritische Expedition in unbekanntes Land unternommen. Mag die Reise auch ins eigene Innere gehen und nicht in die weite Welt und die gute Gesellschaft hinaus - intellektuelle Geselligkeit, Neugierde, Wissensdurst und Erfindungslust sind darauf aus, "Ideenparadiese" zu erkunden, die als "Lebensparadiese" in vergangener Mythologie, Religion und Poesie versprochen waren. Novalis schreibt:
"Wir sind dem Aufwachen nah, wenn wir träumen daß wir träumen."(Athenaeum I, S.254)
Romantische Selbstreflexion von Ich und Wir führt als "transzendentale Moralistik" nicht wieder in das durch Sündenfall, göttliche Vertreibung und babelische Sprachverwirrung verlorene "Lebensparadies" zurück. Sie vermag aber im Aphorismus, mit einem Satz und für einen Augenblick, die kleine Pforte zur utopischen "Gegenordnung, als Ideenparadies" (Neumann 1976, S.827) zu öffnen.
"Sprüche", so hat der abtrünnige Philologie-Professor Friedrich Nietzsche seine Aphorismen von Menschliches, Allzumenschliches bis zur Götzen-Dämmerung genannt, um eine archaische Unmittelbarkeit der Rede zu suggerieren und ihre wirkliche Herkunft vom Schreibtisch zu verbergen. Gegen den falschen Reichtum nationalistisch-historistischer Bildung und christlich-humanistischer Wissenschaft, welche die geistigen Grundlagen des 19.Jahrhunderts in Deutschland bestimmten, verlangte er in einer erhabenen Flucht nach vorn die Entschiedenheit eines von neuem mythisch vereindeutigten Lebens, das nur außerhalb der modernen Bildungsinstitutionen und ihrer Wissensformen möglich schien. Blick und Geist des neuen und freien Menschen sollten nicht länger durch Bücher und Bibliotheken verstellt werden: Zarathustra und Dionysos, die Nietzsche aus archaischen Vorzeiten, d.h. aus Büchern und Bibliotheken, herbeizitiert, treten als paradoxe Leitfiguren einer neuen, fingierten Mündlichkeit auf, die jenseits der Schrift ihren Sitz im Leben haben will. Ein "Spruch" in der Götzen-Dämmerung lautet:
"Posthume Menschen - ich zum Beispiel - werden schlechter verstanden als zeitgemässe, aber besser gehört. Strenger: wir werden nie verstanden - und daher unsre Autorität..." (Nietzsche KSA 6, S.61)
Und ein anderer in Jenseits von Gut und Böse:
"Je abstrakter die Wahrheit ist, die du lehren willst, um so mehr musst du noch die Sinne zu ihr verführen." (Nietzsche KSA 5, S.95)
In Nietzsches Selbstverständnis sind Aphoristiker demnach "posthume Menschen", die ihre geschriebenen "Sprüche" mit gebieterischer, jeden Widerspruch verbietender "Autorität" als gesprochene anbieten, um "die Sinne" zu Wahrheit und Lehre zu "verführen", "die Sinne" wohlgemerkt weniger der zeitgenössischen Mitwelt als vielmehr der kommenden Nachwelt. Die französischen Moralisten, der spanische Weltklugheitslehrer Gracián und vor allem der unzeitgemäße "Klassiker" Goethe erscheinen Nietzsche als wahlverwandte "posthume Menschen", die seinen Willen zur Überwindung der modernen Dekadenz-Kultur bekräftigen. Schon Goethe hatte über "den
Deutschen" geurteilt:
"Der Deutsche hat Freiheit der Gesinnung, und daher merkt er es nicht, wenn es ihm an Geschmacks- und Geistesfreiheit fehlt." (Goethe, S.159)
Weil die "Sprüche" der "posthumen Menschen" im idealen Präsens verfaßt sind, erheben sie den Anspruch, unabhängig von Zeit und Raum zu gelten. Wie vor der Aufklärung durch Alphabetisierung und Bücherwissenschaften einstens das anonyme Sprichwort in der traditionalen, durch Mündlichkeit bestimmten Gesellschaft immer galt, so verlangt es kraft mythischer Knappheit und rhetorischem Witz der aphoristische "Spruch", der sich als Urteil und Orakel präsentiert und keinen Widerspruch dulden mag. Sprichwörter und Aphorismen sind die einzigen Prosaformen, die wie Gedichte auswendig aus dem Gedächtnis zitiert und rezitiert werden wollen. Um mündlich tradierbar zu sein, weichen Sprichwörter durch ihre metrische Organisation in der Regel von der alltäglichen Rede ab, um doch die Alltagserfahrung zu bekräftigen. Für Nietzsches "Sprüche" im besonderen und den Aphorismus im allgemeinen gilt genau das Umgekehrte: Sie präsentieren sich als Prosasatz, um nichtsdestoweniger aber einen exquisiten Gedanken zu verkünden. Schließlich ist es der Autorname, der gegenüber dem Sprichwort die moderne Spruch-Fiktion des Aphorismus am klarsten verrät: Nicht als Redner, sondern als Schreiber und Erfinder seiner "Sprüche" hat der aphoristische Sprachkünstler Nietzsche im 20.Jahrhundert Schule gemacht.
Zwischen 1864 und 1912 haben Büchmanns Geflügelte Worte. Der Zitatenschatz des deutschen Volkes 25 Auflagen und eine ungeheure Verbreitung im deutschen Bildungsbürgertum erfahren. Der Gymnasiallehrer und spätere Professor Büchmann selbst wollte darunter "literarisch belegbare, allgemein geläufige Redensarten" (Büchmann, S. XIII) verstanden wissen. Weniger autoritätsgläubig zeigte sich Gustave Flaubert, der bis 1880 in seinem letzten, unvollendeten Roman Bouvard et Pécuchet eine beispiellose Satire auf die literarische und wissenschaftliche Bildung seines fortschrittsgläubigen Zeitalters vorgelegt hat. Ans Ende des Buches plante Flaubert das jahrelang selbst geführte Dictionnaire des idées reçues zu stellen, ein Wörterbuch der Gemeinplätze, worin er stumpfsinnige Redensarten verzeichnete, die gleichwohl bzw. gerade deshalb konversationsfähig waren und in den Salons der guten Gesellschaft durchaus Zustimmung (bei den Herren) und Gefallen (bei den Damen) erregen konnten. Daß die "idées reçues" und die "Geflügelten Worte" sich in der neuen bürgerlichen Öffentlichkeit bereits mit der journalistischen Phrase gemein machten, welche die im 19.Jahrhundert aufblühende periodische Presse zunehmend für einen liberalisierteren Meinungsmarkt produzierte, besiegelte mit der Vermassung zugleich die Verflachung der literarischen Bildung. Im Rückblick auf diese Entwicklung, die nicht zuletzt durch die amerikanische Erfindung der Rotationspresse markiert wird, schreibt Karl Kraus 1912 im Essay Nestroy und die Nachwelt, der 1922 auch im Sammelband Untergang der Welt durch schwarze Magie erschien: "Fünfzig Jahre läuft schon die Maschine, in die vorn der Geist hineingetan wird, um hinten als Druck herauszukommen, verdünnend, verbreitend, vernichtend. Der Geber verliert, die Beschenkten verarmen, und die Vermittler haben zu leben." (Kraus Bd.4, S.221) Gegen die "schwarze Magie" jener papiernen Zwischenwelt der "Vermittler" des Geistes hat Kraus schon 1899 die eigene Zeitschrift Die Fackel begründet, ihren Inhalt ab 1911 sogar allein bestritten.
"Journalisten schreiben, weil sie nichts zu sagen haben, und haben etwas zu sagen, weil sie schreiben." (Kraus Bd.8, S.212)
"Nicht auszusprechen, nachzusprechen, was ist. Nachzumachen, was scheint. Zu zitieren und zu photographieren. Und Phrase und Klischee als die Grundlagen eines Jahrhunderts erkennen" (Kraus F 400-403, S.46) - aus der schiefen Art, wie Presse und Feuilleton im fixierten Einzelfall mit der Sprache umgehen, will Die Fackel grell beleuchten, wes' Geistes Kind der unwürdige Autor sei. Sprachkritik wird so von Fall zu Fall prägnant die Kritik der Sprache selbst am Sprecher, der die Sprache nur spricht, nicht aber aus ihr spricht. Die mißbrauchte Sprache gibt, von Kraus beim Wort genommen, durch die Entstellung hindurch zu erkennen, welche die eigentlichen Beweggründe sind, die im Verborgenen für die Hohlform der Phrase verantwortlich zeichnen. Indem die Phrase aber platzt und ihr dummes Gesicht zeigt, leuchtet der aufblitzende Sprachwitz dem Leser heim zur Mutter-Sprache: Sie ist Ursprung und Ziel, ist unhintergehbares Medium des Geistes, jeder instrumentelle Gebrauch daher in Wahrheit schändlicher Mißbrauch. Kraus' Sprachpurismus ehrt in ihr das kollektive Unbewußte, über das sich das Zeitbewußtsein der Gegenwart als dünne, modische Hülle nur trügerisch spannt. Er hält dieser Mutter-Sprache als dem unbewußten Gedächtnis der Kultur die Treue, indem er je individuelle Sprachverfehlungen als kollektive Gedächtnisstörungen anprangert. Symptomatisches Zentrum von Gedächtnisverlust und Sprachverdrängung ist für Kraus das Feuilleton, wo sich journalistische Phrase und literarisches Ornament unzüchtig, doch impotent vereinigen:
"Ein Feuilleton schreiben heißt auf einer Glatze Locken drehen." (Kraus Bd.8, S.118)
Der unverdrossene Kämpfer gegen "die Verbindung von Ware und Wunder" (Kraus Bd.8, S.441) im Feuilleton war nach eigenem Bekenntnis "nur einer von den Epigonen, die in dem alten Haus der Sprache wohnen" (Kraus Bd.9, S.93). Als Verehrer Goethes, als Leser Heines wie Nietzsches und Zeitgenosse der Wiener Moderne teilt er die allgemeinen Dekadenz-Diagnosen der Jahrhundertwende, die sich mit Wertzerfall, Geschichtspessimismus, Stileklektizismus und Sprachkrise angeben lassen. Aber er lehnt heroisch ab, bei der Wiener Inszenierung des Experiments Weltuntergang - als Literat oder Journalist gleichviel - nur mitzuspielen.
"Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage, und ich sage nicht, was sie hören möchte." (Kraus Bd.8, S.165)
Mit der Fackel in der Hand beansprucht er kompromißlos das höchste moralische Richteramt: das des Sprachkritikers als "Apocalyptic Satirist" (Timms 1986). Apokalyptische Satire - bis hin zur wortwörtlichen Sprachsatire im entlarvenden und zerstörenden Zitat - taugt ihm zum therapeutischen Verfahren, die gesellschaftlichen Masken nicht sowohl auf ihre verborgenen, eigentlichen Motive hin zu durchschauen als vielmehr öffentlich abzureißen. So wird im Dienst der Sprachreinigung sein divinatorischer Scharfsinn in der Fackel nicht müde, auch den synästhetischen Kult einer "demolirten Literatur" um Nerven, Seele, Traum und verlorenes Ich durch je knappe Formeln als Lüge und Geisteskrankheit bloß zu stellen:
"Die Literatur von heute sind Rezepte, die die Kranken schreiben." (Kraus Bd.8, S.331)
Hugo von Hofmannsthal hatte 1902 das beredte Bekenntnis eines Schreibers, dem sich die Sprache entzieht, in die Feder des imaginären Briefschreibers Lord Chandos einfließen lassen. Sprachkrise und Sprachverlust führen bei Hofmannsthal zu esoterischen Sprachgebärden und hermetischen Sprachgebilden, von denen auch seine Sammlung selber erfundener und in der Weltliteratur erlesener Aphorismen im Buch der Freunde (1922) zeugt. In der noblen Gesellschaft solcher Geistesaristokratie finden die eigenen Sprachperlen erst die standesgemäße Umgebung:
"Die an der Seele Defektuösen kennen und wittern einander." (Hofmannsthal, S.253)
"Die Tiefe muß man verstecken. Wo? An der Oberfläche." (Hofmannsthal, S.268)
Hofmannsthals Fiktion eines idealen Bibliotheksgesprächs jenseits der Geschichte ist historistische Inszenierung, die ihres elitären Gestus zum Trotz an den empfindsamen Freundschaftskult des 18.Jahrhunderts anknüpft. Im Affekt wider die entzauberte Welt und die gedankenlose Nüchternheit der modernen Massenkultur wird der empfängliche Leser in eine Geheimgesellschaft der Scharfsinnigen eingeweiht, die Geist-Freundschaft als Rettung für die Zukunft verheißt. Hofmannsthals zarter Hoffnung auf eine konservative Revolution aus dem Geist steht Kraus' grimmige Nostalgie im Ausmessen der Entfernung vom Ursprung unversöhnlich gegenüber. "Das seltsame Wechselspiel zwischen reaktionärer Theorie und revolutionärer Praxis" (Benjamin II, S.342) hat Walter Benjamin ins Zentrum seines bekannten Essays über Karl Kraus gestellt. Gerade der schroffe Dualismus von heilem Ursprung und heilloser Zeit, deren Grad der Heillosigkeit sich am Umgang mit der - an sich heilen - Sprache zeigt, treibt Kraus zur schonungslosen Anklage und macht so versteckt ihren Produktivgehalt aus. Diese täglich neu in Angriff zu nehmende Reinigung der Sprache durch Essay, Satire, Zitat und Kritik konnte Kraus nur als "Zerstörerarbeit" (F 56, 1900, S.11) sehen, nicht aber als "reines" Werk im Sinne seines Idols Goethe. Der vermeinten Reinheit der Mutter-Sprache im Ursprung suchten seine epigonalen Worte in Versen - mehr schlecht als recht - zu genügen. Weniger in poetischen Versen, vielmehr in Prosasätzen und ihren Kontrafakturen von Sprichwörtern, Redensarten, Maximen, Devisen, Propagandasprüchen zeigt sich Kraus als Sprachvirtuose. Seine Aphorismen machen allemal seine Gedichte vergessen. Sprüche und Widersprüche heißt seine erste Sammlung (1909), deren Titel schon deutlich macht, daß Aphorismen weniger "Sprüche" (auch nicht im Sinne Nietzsches) als vielmehr "Widersprüche" darstellen. Sie sind Widersprüche zu Sprüchen, die ihnen logisch und zeitlich vorausgehen und deren Kenntnis beim Leser vorausgesetzt wird:
"Der Übermensch ist ein verfrühtes Ideal, das den Menschen voraussetzt." (Kraus, Bd.8, S.57)
"Wer andern keine Grube gräbt, fällt selbst hinein." (Ebd.)
"Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Denn: Jeder ist sich selbst der Nächste." (Ebd.)
Gleichgültig, ob die zum Gemeinplatz gewordene These eines großen Philosophen oder das abgegriffene, anonyme Sprichwort, gleichgültig ob der Bibelspruch oder die christliche Verhaltensregel oder auch die Kontamination aus zweien von ihnen den vorgängigen Spruch bildet, auf den sich Kraus' Widerspruch bezieht: Zu jedem scharfsinnigen Aphorismus läßt sich eine stumpfsinnige oder durch gedankenlosen Gebrauch verschlissene Redensart angeben, gegen die jener sich kehrt, über deren Fetzen er sich erhebt. Auch für die Sprachkritik gilt, daß Kritik unablässig in Widersprüchen voranschreitet: von Widerspruch zu Widerspruch. Kraus' "Widersprüche" bevorzugen das Paradox als rhetorische Figur, weil sie im wörtlichen wie figurativen Sinn paradox sind. Indem sie sich gegen die übliche Meinung in der Öffentlichkeit richten und die sprachwitzige Opposition gegen die Banalität des alltäglichen Geredes zur eigenen formsemantischen Voraussetzung der Perfektion machen, setzen sie sich selbst dem Zweifel und Selbstzweifel aus. Der Aphoristiker steht unter dem seriellen Zwang immer wieder neu zu beginnen, obzwar er gleichwohl weiß:
"Einen Aphorismus kann man in keine Schreibmaschine diktieren. Es würde zu lange dauern." (Kraus Bd.8, S.116)
Allein der Abstand, den der Widerspruch zum Spruch je aufreißt und hält, entscheidet rezeptionsästhetisch über seine Merk-Würdigkeit und damit über sein Gelingen und seinen Rang.
Walter Benjamins Einbahnstraße, deren Berliner Erstausgabe 1928 schon in Typographie und Einband avantgardistisches Formbewußtsein zeigte, bietet die Buch-Fiktion einer großstädtischen Ladenstraße der zwanziger Jahre, die kaleidoskopartig aus den gesellschaftlichen Beobachtungen, Erfahrungen und Reflexionen des flanierenden Autors konstruiert scheint. Die Formidee dieses neuen Buchtyps stammt aus Paris, wo Benjamin die Schreibexperimente der durch den Dadaismus hindurch gegangenen Surrealisten studieren konnte. Als "Prototyp" (Fricke, S.66) solch vielfältiger Minimalprosa kann zudem Paul Valérys Sammlung Rhumbs (1926) namhaft gemacht werden. Seine multiplen Tagebucheintragungen, Skizzen, Phantasien erscheinen durch die übergreifende Buch-Fiktion der Windstriche synthetisiert: Nadelabweichungen auf der Windrose, die die einzelnen Texte und Textfragmente unsichtbar positionieren.
"Le plus beau serait de penser dans une forme qu'on aurait inventée." (Valéry, S.649)
Valérys Aphorismus, der für ein anderes Denken die Möglichkeit einer eigens erfundenen Denkform erwägt, hätte Benjamin durchaus zum Motto seiner Konstruktion der Einbahnstraße wählen können. Deren innovative Anlage und Schreibweise erschienen der zeitgenössischen Kritik als Bruch mit der "individualistischen, naiv-bürgerlichen Epoche" (Kracauer, S.122) oder als "surrealistisches Philosophieren" in "Revueform", als "Passage-Denken", "Straße-Denken", "Photomontage" (Bloch, S.368 ff.). Adornos Lesart zufolge ist die Einbahnstraße kaum mehr ein Aphorismenbuch, "sondern eine Sammlung von Denkbildern" (Adorno, S. 55), hatte Benjamin selbst doch für eine spätere Folge von spielerischen Vexierbildern im Umkreis der Einbahnstraße den Gattungsnamen "Denkbilder" (Benjamin IV, 428-435) gewählt. Unter der Überschrift "CHINAWAREN" kann man in der Einbahnstraße lesen:
"In diesen Tagen darf sich niemand auf das versteifen, was er kann. In der Improvisation liegt die Stärke. Alle entscheidenden Schläge werden mit der linken Hand geführt werden." (Benjamin IV, S.89)
In den Überschriften von Benjamins Denkbildern läßt sich die Inscriptio der frühneuzeitlichen Emblematik wiedererkennen, unter der dort ein gegenständlicher Weltausschnitt, die Pictura, und eine kurze, allgemeine Auslegung, die Subscriptio, folgen. Auch die emblematische Zweiheit von bildlicher Anschauung und Idee findet bei Benjamin jeweils ihre bündige Entsprechung. Die morphologische Anleihe findet aber ihre Grenze darin, daß Benjamins avantgardistische Form gerade keine Harmonie zwischen Pictura und Scriptura setzt, die das emblematische Verfahren vormals anstrebte. Zugespitzte Dissonanzen und vielfältige Oppositionen zwischen gedanklichem Einfall und konkretem Wirklichkeitsbruchstück, zwischen kritischer Reflexion und alltäglicher Straßenparole vermitteln den rätselhaften Eindruck, daß sich in den Denkbildern Schrift, Bild und Intellekt wie im Schock des Traumerwachens kristallisieren. Unter der Überschrift "STEUERBERATUNG" ist zu lesen:
"Geld gehört mit Regen zusammen. Das Wetter selbst ist ein Index vom Zustande dieser Welt. Seligkeit ist wolkenlos, kennt kein Wetter. Es kommt auch ein wolkenloses Reich der vollkommenen Güter, auf die kein Geld fällt." (Benjamin IV, S.139)
Benjamins Montage aus ephemeren Bruchstücken von Gesehenem, Gehörtem, Gelesenem, Phantasiertem verfolgt die experimentelle Absicht, den rätselhaften Grund: den "Riesenapparat des gesellschaftlichen Lebens" (Benjamin IV, S. 85) auf der unbedachten Oberfläche der alltäglichen Gegenstände und Verhältnisse durchscheinen zu lassen. Durch die "prompte Sprache" (Ebd.) des Erwachens suchen seine Denkbilder der gesellschaftlichen Traumbilder von Warentand und Leuchtreklamen, Werbesprüchen und Propagandaparolen habhaft zu werden, ihre Rätselgestalten als Torsi und Fragmente in die Schrift zu retten, die den Leser auf den Weg bzw. die "Straße" der politischen Reflexion konkreter, d.h. vielfältig gebrochener Großstadterfahrung geleiten sollen. Den einzelnen Läden der Einbahnstraße, die sich als Denkbilder-Stationen aneinander reihen, ist jeweils ein Werbeschild anmontiert - "SPIELWAREN", "KURZWAREN", "ANTIQUITÄTEN", etc., wobei der gedankliche Gebrauchswert der darunter ausgelegten "WAREN" sich gerade darin manifestiert, daß er die annoncierte kommerzielle Absicht ironisch enttäuscht und zerstört. Der Überschrift, die propagandistisch verspricht: "FÜR MÄNNER", folgt die vexierende, weil paradoxe Einsicht auf dem Fuß:
"Überzeugen ist unfruchtbar." (Benjamin IV, S.87)
Benjamins in der Einbahnstraße zuerst erprobte Kurzprosa hat über die parallel unternommenen Berliner Stadtskizzen Hessels und die Feuilleton-Arbeiten Kracauers hinaus als programmatisches "Begriffsspiel zwischen Philosophie und Poesie" (Fedler) bedeutende Nachfolger gefunden: Blochs "Spuren" (1930) und Adornos Minima Moralia (1951) folgen als konkrete Reflexionen des Intellektuellen "aus dem beschädigten Leben" Benjamin auch darin, daß sie Aphorismen mit kleinen Essays und variablen Kurzprosaformen vermischen. Zu einer mimetisch zwingenden, konstruktiven Buch-Fiktion, wie sie Valéry mit den Rhumbs und Benjamin mit der Einbahnstraße vorlegten, können ihre verwandten Versuche und vor allem die ihrer Nachahmer (Arntzen, Schweppenhäuser u.a.) nichtsdestoweniger kaum mehr vorstoßen.
Eine originelle Buch-Fiktion hat zuletzt Elias Canetti, der wohl bedeutendste deutschsprachige Aphoristiker der letzten Jahrzehnte, insbesondere mit seiner Sammlung Die Provinz des Menschen. Aufzeichnungen 1942-1972 geschaffen. Genau wie Karl Kraus, das Idol seiner Wiener Studienjahre, hat er mehrere Aphorismenbücher verfaßt, genau wie Lichtenberg, der geschätzte Vater des deutschen Aphorismus, hat er zwischen bloßen chronologischen Tagebüchern und aphoristischen "Aufzeichnungen" streng unterschieden. Aphorismen sind nicht mit nachgelassenen Notizen zu verwechseln, die rührige Herausgeber von Gesamtausgaben nur allzu oft aus der Restmasse des Unveröffentlichten den Lesern zumuten. Zwar ordnet Canetti Aphorismen und Aphorismenbücher zunächst chronologisch nach ihren Entstehungsdaten im Fortgang seines Lebens an: 1942-1972: Die Provinz des Menschen, 1973-1985: Das Geheimherz der Uhr. Doch nur naiven Lesern kann als imperatives Notat eines witzigen Einfalls erscheinen, was aus den schriftstellerischen Arbeitsgängen von Notiz, Entwurf, Änderung, Kürzung, Glättung, dann Reinschrift und schließlich Auswahl ins Aphorismenbuch entstanden ist. Der Aphorismus ist nicht Monument einer aristokratischen Kultur höfischer Geistesgegenwart, sondern Dokument der bürgerlichen Kultur des Aufschubs, welche die - literarische - Arbeit vor den - ästhetischen - Genuß gesetzt wissen will.
"Sätze finden, so einfach, daß sie nie mehr die eigenen sind." (Canetti 1976, S. 280)
Karl Kraus, der "Meister des Entsetzens" und der "Wörtlichkeit" (Canetti 1981, S.45 ff.), ist für Canettis Werk überhaupt und für seine Aphorismen ganz besonders "Schule des Widerstands" (Ebd., S.42). Die Qualitäten der Krausschen Aphoristik, die sich mit Adjektiven wie scharf, spitz, brillant, polemisch, satirisch angeben lassen, sucht der Leser bei Canetti vergebens. Der sprachlichen Pointe durch Witz und Wortspiel bei Kraus setzt Canetti die keusche sachliche Pointe gegenüber, die den Leser nicht hinreißen, sondern ihm nur zu denken geben will. "Es ist das Erblaster des Intellektuellen, daß die Welt für ihn aus Intellektuellen besteht." (Ebd., S. 45) Canettis Einwand gegen den modernen Intellektuellen schließt auch den apokalyptischen Satiriker Karl Kraus ein, dem das Kritisieren der anderen und das eigene Rechtsprechen und Rechtschreiben zum zyklopischen Selbstzweck geworden sind.
"Ich habe es satt, die Menschen zu durchschauen; es ist so leicht und es führt zu nichts." (Canetti 1976, S.58)
"Große Worte sollten plötzlich zu pfeifen beginnen, wie Teekessel, in denen Wasser erhitzt wird, als Warnung." (Ebd., S.269)
Obzwar selber in gewissem Sinne unerbittlicher Moralist, wendet sich Canetti nicht nur von Kraus ab, sondern darüber hinaus von der gesamten moralistischen Tradition des Aphorismus von La Rochefoucauld bis Nietzsche. Weder den Triumph, den das Entlarven des falschen Guten als des wahren Schlechten feiert, noch die Genugtuung, die der Alleinbesitz der besseren Einsicht vor der nur guten Gesellschaft einbringt, kann Canetti als "humane" aphoristische Haltung akzeptieren. Sie degradiert den Leser zum akklamierenden Vollzugsgehilfen - oder weist ihn umstandslos ab. Der Aphorismus soll dem Leser "nicht das fertige Resultat eines Denkaktes, sondern das dramatische Zeugnis des Denkprozesses selbst" (von Matt, S.77) zeigen. Weder Spruch noch Widerspruch ergeht an den Leser, sondern die Einladung, in den kleinen Bühnenraum einzutreten, wo das Denken vor sich gehen soll, das doch zu Schrift und Sprache erstarrt erscheint.
"Eine Welt, in der kein Mensch den andern erkennt. Das Hauptgeschäft dieser Menschen bestünde darin, einander davon zu überzeugen, daß sie es sind." (Canetti 1976, S.161)
Indem der Leser aber selber in den magischen Raum des Denkvorganges eintritt, geschieht diesem und jenem zugleich eine jener "Verwandlungen", die Canetti in seiner Münchener Rede von 1976 Der Beruf des Dichters (Canetti 1981, S.283) ins Zentrum seiner poetischen Anthropologie gerückt hat. Anverwandlung des fremden und Lockerung des eigenen Zustandes, probeweise vereint im mimetischen Mitvollzug des Denkens, der den kritischen Nachvollzug hinter sich läßt, kann den Zugang zu den ontogenetisch und phylogenetisch verschütteten Erinnerungen "unserer prähistorischen Seele" (Bohrer 1995, S.95) auftun.
"Alles was man vergessen hat, schreit im Traum um Hilfe." (Canetti 1976, S.234)
Hinter der Sprache und ihrer mimetischen Metaphorik gilt Canettis Augenmerk für "Verwandlungen" speziell dem Eingebildeten, ja dem Einverleibten, den verwischten Spuren und vernarbten Verkrüppelungen, die Einbildung und Einverleibung an Leib und Seele hinterließen. "Auge", "Ohr", "Zunge", "Stimme", "Atem": für Canettis Anthropologie des sinnlich-übersinnlichen Leibes ist der Mensch "keine Einheit; was er vergewaltigt hat, enthält er alles in sich." (Ebd, S. 55) Nicht moralistische Kritik und Satire folgt daraus als Einstellung zum Menschen, mag dieser auch als zum Schlimmsten fähig erkannt sein. Es ist vielmehr gerade die solidarische Zeugenschaft des Dichter-Anthropologen für die durch Leid und Todesdrohung entstellte menschliche Kreatur, die gegen Bibel und schöpfungsgeschichtlichen Sündenfall das erste und letzte Wort behält. Canettis Aphorismen bieten zumeist unvordenkliche Versuchsanordnungen, die die unverfügbaren Vermögen - Geist, Phantasie, mimetische Verwandlungskraft - und die "vergewaltigten" und "vergessenen" Erinnerungen des Menschen - Träume, Ängste, Traumata - aufrufen, sich als Widerrufe bzw. Hilferufe in ihre Gedankenexperimente einzumischen. Voranstehen könnte solchen Aphorismen jeweils: Was wäre, wenn...
"Jeder müßte sich selbst beim Essen zusehen." (Ebd., S.201)
"Vielleicht ist jeder Atemzug von dir der letzte Hauch eines anderen. (Ebd., S. 137)
Die Provinz des Menschen: der Titel der bedeutendsten Sammlung Canettis könnte alle seine Aphorismen zusammenführen, könnte darüber hinaus auch vielen verstreuten seiner Zeitgenossen Asyl gewähren. Canettis Buch-Fiktion ruft einen Traditionsstrang der europäischen Aufklärung auf, die auch das hohe Zeitalter der Anthropologie gewesen ist: The proper study of Mankind is Man (Alexander Pope). Reiseberichte aus exotischen Ländern, zumeist fingierte aus entfernten Provinzen sagenhafter Reiche, erregten damals die Neugier der Lesenden. Durch die erbaulichen Darstellungen fremder Sozietäten und ihre allegorisierenden Auslegungen sollten zugleich nützliche Aufklärungen über die Natur der eigenen Gesellschaft vermittelt werden. Canettis aphoristische "Provinz" des 20.Jahrhunderts bietet uns keine exotischen Aufschlüsse über fremde Menschenkreaturen, es sei denn, wir wären diese fremden, d.h. sich selber und den andern fremden, Kreaturen selbst. Sie öffnet sich uns als eine andere "Schule des Widerstands" gegen Warentraum und Massenmachtrausch, wo anders als in der urteilenden und verurteilenden Moralistik Menschenbeobachtung und Menschenprüfung geübt wird, ohne daß Selbstfremdheit - im grotesken Sinne Kafkas - aufhörte, fremd zu sein. Wie entlegen auch immer, jede Provinz ist nach den kopernikanischen Wenden der Welt- und Icherkenntnis der Mittelpunkt der Welt - aber eben jede. Vom Ideenparadies zur Provinz des Menschen, kreuz und quer durch die Geschichte des Aphorismus mag deshalb gelten:
"Die großen Aphoristiker lesen sich so, als ob sie alle einander gut gekannt hätten." (Ebd, S.42)
Literatur:
Adorno, Theodor W.: Benjamins Einbahnstraße, in: Über Walter Benjamin, Frankfurt a.Main 1968, S.55-61.
Athenaeum. Eine Zeitschrift. Hg. v. August Wilhelm Schlegel u. Friedrich Schlegel. Nachdruck, Darmstadt 1980, Bd.1.
Benjamin, Walter: Gesammelte Schriften. Hg. v. Rolf Tiedemann u.a., Frankfurt a.Main 1972 ff., Bd. II, IV.
Bloch, Ernst: Erbschaft dieser Zeit, Frankfurt a.Main 1962.
Bohrer, Karl Heinz: Der Stoiker und unsere prähistorische Seele, in: Wortmasken.
Texte zu Leben und Werk von Elias Canetti, Frankfurt a.Main 1995, S.95-100.
Brecht, Bertolt: Ausgewählte Werke in 6 Bänden. Frankfurt a.Main 1997, Bd. 4.
Büchmann, Georg: Geflügelte Worte. Der Zitatenschatz des deutschen Volkes. Hg. v. Gunther Haupt u. Winfried Hofmann, 32. Aufl., Berlin 1972.
Canetti, Elias: Die Provinz des Menschen. Aufzeichnungen 1942-1972, Frankfurt a.Main 1976.
Canetti, Elias: Das Gewissen der Worte. Essays, Frankfurt a.Main 1981.
Fedler, Stephan: Der Aphorismus. Begriffsspiel zwischen Philosophie und Poesie, Stuttgart 1992.
Fricke, Harald: Aphorismus, Stuttgart 1984.
Goethe, Johann Wolfgang: Werke. Hamburger Ausgabe. Hg. v. Erich Trunz, 3.Aufl., Hamburg 1958, Bd.12.
Hofmannsthal, Hugo von: Reden und Aufsätze III, Buch der Freunde, Aufzeichnungen. Hg. v. Bernd Schoeller u.a., Frankfurt a.Main 1980.
Jean Paul: Sämtliche Werke. Hist.-krit. Ausgabe. Hg.v. Eduard Berend u.a., Weimar 1927 ff., Abt.1. Bd.12.
Kracauer, Siegfried: Schriften. Hg. v. Inka Mülder-Bach, Frankfurt a.Main 1990, Bd. 5.2.
Kraus, Karl: Schriften. Hg. v. Christian Wagenknecht, Frankfurt a.Main 1986, Bd.4/8/9.
Kraus, Karl: Die Fackel. I-XXXVII.Jahr, 1899-1936, Nr.1-922.
La Rochefoucauld, François Duc de: Réflexions ou sentences et maximes morales. Réflexions diverses. Hg.v. Dominique Secretan, Genève/Paris 1967.
Lichtenberg, Georg Christoph: Schriften und Briefe. Hg. v. Wolfgang Promies, 2.Aufl., München 1973/1975, Bd.1/2.
Matt, Peter von: Der phantastische Aphorismus bei Elias Canetti, in: Wortmasken, Frankfurt a.Main 1995, S.77-88.
Mautner, Franz H.: Maxim(e)s, Sentences, Fragmente, Aphorismen, in: Gerhard Neumann (Hg.): Der Aphorismus, WdF, Darmstadt 1976, S.399-412.
Musil, Robert: Tagebücher, Aphorismen, Essays und Reden. Hg. v. Adolf Frisé, Hamburg 1955.
Neumann, Gerhard: Ideenparadiese. Untersuchungen zur Aphoristik von Lichtenberg, Novalis, Friedrich Schlegel und Goethe, München 1976.
Neumann, Gerhard: "Einleitung", in: Der Aphorismus. Zur Geschichte, zu den Formen und Möglichkeiten einer literarischen Gattung. WdF Bd.356, Darmstadt 1976, S.1-18.
Nietzsche, Friedrich: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe. Hg. v. Giorgio Colli u. Mazzino Montinari, München 1988, Bd.5/6.
Schärf, Christian: Geschichte des Essays. Von Montaigne bis Adorno, Göttingen 1999.
Stern, Joseph Peter: Eine literarische Definition des Aphorismus, in: Gerhard Neumann (Hg.): Der Aphorismus, WdF, Darmstadt 1976, S.226-279.
Timms, Edward: Karl Kraus, Apocalyptic Satirist. Culture and Catastrophe in Habsburg Vienna, Yale 1986.
Valéry, Paul: Œuvres. Hg. v. Jean Hytier, Paris 1960, Bd.II.
Ziolkowski, Theodore: German Romanticism and Its Institutions. Princeton 1990.