Seminar Uni Stuttgart WS 1987/1988
Die Bibliothek in der Literatur (19.Jahrhundert)
Das Seminar soll die Arbeit zur „Bibliothek in der Literatur“, die sich im SS 87 mit dem 20.Jahrhundert beschäftigte, fortsetztn, indem es ins 19.Jahrhundert zurückschreitet. Gleichwohl sind „Neulinge“ bei dieser zweiten literarischen Bibliotheksführung willkommen. Anhand von ausgewählten Texten soll untersucht werden, wie sich eine autonom gewordene Literatur im 19.Jahrhundert zögernd als Bibliotheksphänomen zu erkennen gibt. Jean Paul läßt zur Jahrhundert-Ouvertüre im Buch die Bücher hervortreten ( und das „Leben“ seiner Helden zurücktreten), während Stifter zur Jahrhundertmitte auch am Buch die Restauration des Schönen versucht. Gegen den poetischen Realismus der bürgerlichen Literatur behaupten Flauberts späte Werke einen bibliomanen Absolutismus, der die alte Metapher vom Buch der Welt zur Satire von der Welt als buch bzw. als Bibliothek operationalisiert. Am Ende steht die Fin-de-siècle-Bibel bzw. -Fibel der „décadence“, Huysmans „A rebours“ (1884), die den Konflikt zwischen Lebenswirklichkeit des Menschen und Phantasiewelten der Bücher ins 20.jahrhundert hineinträgt.
Texte:
- Jean Paul, „Leben Fibels“ und „Der Komet“, in: Werke, Bd. 6 (Hanser).
- Adalbert Stifter, „Die Mappe meines Urgroßvaters“, in: Studien, Bd.1, (dtv-bibliothek 6037) und „Der Nachsommer“ (Goldmann-Tb. 1378-80).
- Gustave Flaubert, „La Tentation de Saint Antoine“ und „Bouvard et Pécuchet“ (beide Garnier-Flammarion).
- Joris-Karl Huysmans, A rebours (folio 898).