Vorlesung Keio 2012/2013
Gesten und menschliche Kommunikation – Nach Vilém Flusser
Vilém Flusser (1920-1991) hat als „digitaler Philosoph des 20.Jahrhunderts“ (FAZ) die Debatten um alte und neue Medien seit 1980 stark beeinflusst. Die Aufmerksamkeit soll im Seminar zweien seiner Werke gelten, die den Zusammenhang von Gesten und menschlicher Kommunikation beschreiben: Gesten (1991) und Kommunikologie (posthum 1998). Das zu erkunden, was sich in Gesten bekundet und zeigt, versteht Flussers Phänomenologie der menschlichen Kommunikation als voraussetzungslose Aufgabe. Gestik, Mimik, Rhythmik, Duktus und Habitus bezeugen, dass menschliche Sprache mehr als Aussage oder Mitteilung, mehr als ein Zeichensystem ist: Mund, Ohr, Auge, Hand, der Körper und auch Maschinen und (digitale) Apparate sind involviert. Das zeichenhafte und signifikative Was von menschlicher Kommunikation tritt dabei hinter das expressive und mediale Wie zurück, ebenso die Performativität von (Sprech-)Akten hinter das Wahrnehmbar-Werden bzw. –Machen von (Sprach-)Gebärden. Für Flusser heißt Wahrnehmen deshalb den Code der Geste entziffern, „für die es keine zufriedenstellende kausale Erklärung gibt“.
Flussers Phänomenologie der Gesten soll von Fall zu Fall an ausgewählten Texten der Sprach-, Kommunikations- und Medientheorie (z.B. Walter Benjamin, Karl Bühler, Elias Canetti) und Literatur (z.B. Rainer Maria Rilke, Franz Kafka, Robert Walser) überprüft werden.
Texte: Vilém Flusser: Gesten. Versuch einer Phänomenologie. Bollmann Verlag, Bensheim/Düsseldorf 1991; Vilém Flusser: Kommunikologie. Hg.v. Stefan Bollmann u. Edith Flusser, Fischer Tb., Frankfurt a. Main 1998.
Weitere Texte und Materialien werden auf Wunsch zur Verfügung gestellt.
Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Teil 5
Teil 6
Teil 7
Teil 8
Teil 9
Teil 10
Teil 11
Teil 12
Teil 13
Teil 14
Teil 15
Teil 16
Teil 17
Teil 18
Teil 19
Teil 20
Teil 21
Teil 22
Teil 23