Vorlesung Keio 2008/2009
Dadaismus
Mitten im Ersten Weltkrieg treffen 1916 im Emigrantenzentrum Zürich Künstler und Literaten verschiedener Herkunft und Zukunft zu einer internationalen Avantgarde zusammen. „Man muß Dadaist genug sein, um seinem eigenen Dadaismus gegenüber eine dadaistische Stellung einnehmen zu können“ schreibt Huelsenbeck im Berliner „Dada Almanach“ 1920. Die Dadaisten inszenieren zwischen 1916 und 1922 ihre radikale Absage an die traditionellen Kunst- und Kulturformen des Bildungsbürgertums, die bis zur Zerstörung der Institutionen von „Kunstwerk“ und „Sinn“ geht. „Jedermann sein eigener Fußball“ heißt 1919 der programmatische Titel einer Berliner Dada-Zeitung. Überliefert sind uns heutigen Lesern dadaistische Manifeste, Texte, Gedichte, „Wortkunstwerke“: Sie lassen die damals eröffneten neuen Möglichkeiten einer faktischen und materialen Ästhetik noch erahnen, die mittlerweile zu großen Teilen in unserer neuen Medienkultur aufgegangen sind.
Von der Analyse dadaistischer „Wortkunstwerke“ ausgehend soll im Seminar versucht werden, diese ehemals neuen, nunmehr vergangenen Möglichkeiten einer faktischen Ästhetik zu extrapolieren.
Texte: Richard Huelsenbeck (Hg): Dada Almanach Berlin 1920. Reprint Edition Nautilus, Hamburg 1980; Karl Riha (Hg): Da Dada da war ist Dada da. Aufsätze und Dokumente. Hanser Verlag, München 1980.
Zur weiteren Lektüre empfohlen: Carola Giedon-Welcker (Hg): Anthologie der Abseitigen. Poètes à l`Écart. Arche Verlag, Zürich 1965 (zuerst 1946); Karl Riha (Hg): 113 dadaGedichte. Wagenbach Verlag, Berlin 1982.
Zusätzliche Texte und Materialien werden auf Wunsch zur Verfügung gestellt.